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Dialog mit Eva Wipf
 
 

Entstehungsjahr

2018, Dialog mit 3 Gemälden von Eva Wipf (1929 - 1978) anlässlich der "Zwiegespräche I" im Eva Wipf Museum Pfäffikon, Oktober/November 2018
Technik und Masse

diverse Kleinformate, vorwiegend Öl sowie Mischtechniken und Collagen auf Papier; Technik für Drehbild von Martin Flüeler

   
 

 

... oder: Ich glaube an den Schmetterling, der in der Raupe steckt.

Von alleine wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen, mich über längere Zeit in Eva Wipfs grosses und vielseitiges, aber oft doch eher beklemmend bis selbstquälerisch-depressiv und darum auf Viele abschreckend wirkendes Werk zu vertiefen. Ich wurde dazu eingeladen - wie etliche andere Kunstschaffende auch. Anlass dazu war die Gedenk-Ausstellung zu ihrem 40. Todesjahr. Ich nahm die Herausforderung an, denn ich "wusste", dass ich ein paar verborgene Schätze finden würde. Aus der grossen Sammlung des Museums, das sich im ehemaligen Pfäffiker Bezirksgefängnis befindet, wählte ich zwei grosse und ein kleines Gemälde, auf die ich frei assoziierend eingehen wollte (s. dazu auch meinen Erläuterungs-Flyer für die Ausstellungsbesucher*innen Jeder ist ein Künstler). Wipfs Tagebuch-Notizen, zu finden im Buch "die neue Sprache", waren dabei wegweisend. Für mehrere Wochen tauchte ich also tief in einen imaginären Dialog mit ihr ein. Für die Installation hatte ich die zwei norm-kleinen, für die Museumszwecke zusammengeführten Gefängniszellen Nr. 11 und 12 zur Verfügung:

Zelle2

Zelle3

Eva Wipfs „Paradiesgarten“ - im Inventar zudem als „Räderwerk" oder "Mandala“ aufgeführt - war mein Schlüsselbild für alle 3 Dialoge. Von mir aus hätte es z.B. auch „Aquädukt vor Riesenkarrussel“ oder „Paradiesgarten mit Notlandepiste für Astronauten“ genannt werden können.

Paradiesgarten

 

Dialog 1 mit dem "Paradiesgarten": Alles will ich malen.

ParadiesTotale

Während Wochen versenkte ich mich immer wieder kontempla-tief in die malerischen Unschärfen meines Schlüsselbildes, interpretierte diese sehr frei, liess sie in neuer Klarheit aufscheinen und ergänzte die so gehobenen Schätze wahlweise mit Textfragmenten aus Eva Wipfs Tagebuch-Notizen.

als Beispiel: links ein Original-Détail, rechts meine "Schärfung" und Interpretation

SchmetterlingSein

 

AllesDiesseits

AllesJenseits

Traumwelten1   Traumwelten2

esWagen   Du

 

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Dialog 2 mit der "surrealen kleinen Landschaft": Ich werde der grosse Gegenspieler!

SurrealeKleineLandschaft  SchlachtplanTotale

Schlachtplan1

Neugeburt

Schlachtplan2

Gegenspieler

 

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Dialog 3 mit dem "Generalissimo": Holt mich endlich zurück!

GeneralissimoGesamtschau

Notgelandet   Chef   NichtVonDieserWelt

HoltMichEndlich

 

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Dialog 4 mit dem blauen Zentrum im "Paradiesgarten": Mein Reich ist nicht von dieser Welt!

Fischaug1Erdmitte   Fischaug2Notlanden

Installation mit Drehmechanik von Martin Flüeler und Deckenbild:

. drehendeMitte

notlanden

 

 

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„jeder Mensch ist ein Künstler“

... Frau auch. Dass ich hier dennoch nur das Maskulinum verwende, hat zwei Gründe: 1. bin ich auf meinen Streifzügen durch Eva Wipfs Schriften nie auf die weibliche Form gestossen. Und 2. meinte ihr berühmter Zeitgenosse mit seinem oft fehlgedeuteten Statement gewiss auch die Frauen – halt in der damals noch üblichen, patriarchal geprägten Sprache und in einem männlich dominierten Kunstbetrieb. Gem. Beuys ist also jeder ein Künstler. Meines Erachtens nur schon darum, weil sich jeder, ob bewusst oder unbewusst, immer und von fast allem ein Bild macht. Manchmal sogar von Allem. Gewiss von der sicht- und greifbaren Welt. Aber auch von der vorgestellten (imaginierten!). Von Freund und Feind. Sowieso von sich selbst. Je nach Bild(nis) erfahren wir die Welt und denken und handeln entsprechend. Und erschaffen so - individuell und kollektiv - unsere „Wirklichkeit“ (sie könnte also auch ganz anders sein). Das ist der eine, aber wahrscheinlich wichtigste Aspekt unseres Schöpfertums. - Wir machen uns aber nicht nur ein Bild von „der Wirklichkeit“, sondern auch von einem Bild. Titel und Legenden dienen darum oft als Leitplanken. Damit wir „richtig“ sehen. Auch wenn es dann doch jeder wieder ein wenig anders sieht. Oder sogar sehr.

Eva Wipf hat uns nur teilweise solche Sehhilfen gegeben. Bei vielen ihrer Werke fehlen Titel und Datum. „Die Anderen sollen miträtseln und mittragen“, schrieb sie mal in ihr Notizheft.

Das Schlüsselbild für meinen Dialog war dieser „Paradiesgarten“ - im Inventar ist es auch mit „Räderwerk, Mandala“ bezeichnet. Von mir aus könnte es auch „Aquädukt vor Riesenkarrussel“ heissen. Oder „Wundergarten mit Notlandepiste für Astronauten“. Zum Beispiel.

Ich hatte das Glück, den „Paradiesgarten“ über die Sommerferien in meinem Atelier zwischenlagern zu dürfen. So konnte ich mich, begleitet von Evas Tagebuchnotizen, oft in stiller Betrachtung davor setzen, um ihm ein paar Geheimnisse zu entlocken. Und wenn möglich die drei gewählten Exponate miteinander zu vernetzen. Vorallem aber wollte ich für mein komplexes Bild, das ich mir von dieser Frau und ihrem Werk bereits gemacht hatte, „Beweise“ finden… In diesen kontemplativen Stunden entstanden oft Nähe und Vertrautheit. Und hinter dem vordergründig Schmerzhaften, Düsteren fand ich auch hintergründig Kurliges, Heiteres, Sehnendes. Weisheit und verborgene Schönheit, Trolle und Madonnen, Traumwelten und Räume für das Unsagbare. Mit meinen Betrachtungs-Standorten ging ich ebenso frei um wie Eva: mal vom Himmel hoch, mal ebenerdig, mal kopfüber. Eine kleine Auswahl von mich besonders faszinierenden Bildstellen habe ich dann malend „heraus geschnitten“, leicht akzentuiert und mit Zitaten ergänzt. Als Einladung für Ihre eigenen Sehreisen. Vielleicht finden Sie nun sogar die „Notlandepiste für Astronauten“ :-). Und machen sich sowieso Ihr eigenes Bild. Jeder Mensch ist ein Künstler...

Mit Ausnahme des Gedichts „Du“, das Bea Fischbacher in einem früheren Dialog mit Eva Wipfs Werk verfasst hatte, sind alle Zitate original Wipf, aber sehr „willkürlich“ von mir gesetzt oder gekürzt. Ich verwendete sie kreuz und quer, auch für meine Zwiegespräche mit dem „Generalissimo“ und dem „roten Tuch“, ohne mich einer mir eh nicht bekannten Chronologie verpflichtet zu fühlen, sondern frei imaginierend zu einem Lebens-Bilder-Bogen fügend.

Nimmt mich wunder, was Frau Eva und Künstler Wipf von meinem Machwerk halten würden...

Gerda Tobler, im Oktober 2018 (Ausstellungs-Flyer)

 
     
   
Du